Die Dankesrede können Sie sich HIER ansehen.
Während des 2. Weltkriegs hatte meine Familie ein italienisches Flüchtlingskind aufgenommen, Giovanna.
Sie sagte von sich selbst io – ich lernte, das heisst ich.
Diese Entdeckung verwirrte mich!
Alle anderen sagten also zu sich selber Ich?
Aber ICH bin doch ich?!
Jetzt waren plötzlich alle anderen auch ich.
Auch Giovanna!
Daraus wurde meine erste Liebesgeschichte.
Empathie ist der Schlüssel für meine Arbeit als Drehbuchautor und Regisseur:
Ich muss oder darf mich in das Ich der anderen Menschen einfühlen,
sonst weiss ich nicht, was sie tun und sprechen.
Sogar die Motive und Gefühle der Antagonisten, der «Bösen», muss ich verstehen.
Aber das gilt nicht nur für mich. Empathie, sich in das Ich der andern hineinfühlen,
ist die Basis für menschliches Zusammenleben überhaupt.
Aber wer von den vielen Ichs gehört zum Wir?
Wer darf essen von «unserem täglichen Brot»?
Meine Familie?
Unsere Stadt?
Unser Land?
Unsere Hautfarbe?
Gibt es eine Hierarchie der Empathie, eine Rangliste der ICHs?
Wer darf bei Gefahr aufs Rettungsboot?
Währende des Kriegs sagte die Schweiz: «das Boot ist voll»!
Wir retten nur uns selbst, nur Schweizer und Schweizerinnen haben Platz im Rettungs-Boot.
Meine italienische Jugendliebe Giovanna wurde zurückgeschickt.
Sie starb noch als Kind, weil sie kein Schweizer-Ich war.
Das Recht des Stärkeren, kann nicht die Lösung sein.
Wenn wir unsere Werte mit Grausamkeit verteidigen, haben wir sie schon verloren.
Wie könne nur überleben im respektvollen Zusammenspiel mit allen anderen Ichs.
Der Philosoph Nikolaus von Kues hat schon vor fünfhundert Jahre gesagt:
Der Mittelpunkt des Universums ist überall.
Was entsteht daraus für eine wunderbare Offenheit!
Das faszinierende an meinem Beruf ist, dass ich alle fünf bis 8 Jahre mit jedem neuen Thema ein neues Studium anfange darf.
Mein Vater war darum in grosser Sorge, weil ich nach dem Abschluss meines Studiums meine Dissertation nicht fertig geschrieben habe und Regisseur wurde statt Doktor und Professor wurde wie er.
Darum freue ich mich so sehr über das ehrenvolle Geschenk, das die Franklin Universität mir und postum auch meinem Vater macht:
dass ich mit meinem künstlerischen Spielen doch noch ans Ziel gelangt bin und diesen Titel bekomme.
Ich bedanke mich herzlich bei der Franklin University für diese späte Rettung.